Rasen aerifizieren

Golfspieler dürfte das Aerifizieren wohlbekannt sein: Schon lange setzen Greenkeeper auf mehrmaliges Aerifizieren im Jahr, um das Grün so perfekt zu erhalten, wie wir es auf den Golfplätzen sehen. Die etwas umständliche Bezeichnung „aerifizieren“ kommt aus dem lateinischen und könnte mit „Luft machen“ übersetzt werden – und genau das passiert bei dem Vorgang auch: Dem Rasen wird Luft gemacht und der Boden wird aufgelockert. Das hat ein paar entscheidende Vorteile, die auch private Anwender sehr interessieren könnte. Zum Beispiel ist das Aerifizieren auch ein ausgezeichnetes Mittel gegen Moos im Rasen. Alles zum Thema finden Sie hier.

Rasen aerifizieren – Wie funktioniert das?

Ein Aerator ist in den meisten Fällen eine Rasenwalze oder Maschine, die mit 5 bis 9 Zentimeter langen und 2 bis 3 Zentimeter dicken Stacheln ausgestattet ist. Dabei sind die Stacheln meistens hohl und werden „Spoons“ genannt. Wenn der Aerator über die Rasenfläche bewegt wird, stechen die Stacheln durch die Grasnarbe bis tief in den Boden und nehmen etwas Erde mit (Bodenkern). Dabei wird zwar die Rasenfläche leicht beschädigt, der Boden aber auch stark aufgelockert. Anschließend kann mit der Nachbehandlung des Rasens begonnen werden.

Auf Golfplätzen werden große Maschinen verwendet, die auf einem Quadratmeter Rasen bis zu 500 Löcher stechen, die bis zu 40 Zentimeter tief in den Erdboden gehen können. Die langen Stacheln werden dabei verwendet, um auch langfristig die tieferen Bodenschichten aufzulockern, während die kurzen Stacheln den Gasaustausch und die Wasseraufnahme verbessern. Im Privatgebrauch sollten auch die kurzen Stacheln bereits einen sehr guten Effekt erzielen.

Rasen aerifizieren

Rasen aerifizieren – Der Aerator „durchlöchert“ den Boden

Was bringt das Aerifizieren?

Durch die „Durchlöcherung“ des Bodens wird der Boden aufgelockert und der Gasaustausch wird erheblich erleichtert. Der Boden bekommt also „mehr Luft“ – das ist gut für Rasenwachstum und die Wurzeln und fördert die Aktivität von aeroben Bakterien.

Durch das Auflockern des Bodens wird zudem Staunässe verhindert, die sich bei Regen auf der Rasenoberfläche bilden kann, wenn der Boden durch zu starke Kompression kein Wasser aufnehmen kann. Staunässe kann den Rasen nachhaltig schädigen und Wurzeln absterben lassen.

Wenn der Boden aufgelockert wird und Nässe schnell absickern kann, macht man es dem Unkraut und Moos im Rasen zudem umso schwerer. Moos gedeiht nämlich am Besten bei feuchtem Boden und wenig Sonneneinstrahlung.

Wie wird aerifiziert?

Zuerst wird die Rasenfläche mit einem Hand- oder mechanischen Aerator bearbeitet. Dabei werden Löcher in den Boden gestochen und, je nach Gerät, Erde entfernt. Diese Erde sollten Sie im nächsten Schritt von der Grasfläche entfernen. Dazu können Sie einen Besen oder einen Rechen verwenden. Anschließend wird auf der Rasenfläche Sand verteilt. Hier können Sie Quarzsand, Rasendünger und Saatgut vermischen, um einige Arbeitsschritte zu vereinen. Durch einen Besen, eine Schleppmatte oder einen Rechen können Sie den Sand anschließend in die Löcher einarbeiten, bis sich eine ebene Grasfläche ergibt. Wenn vorhanden, kann zum Einarbeiten des Sandes im Anschluss eine Rasenwalze verwendet werden. Zum Abschluss sollten Sie die Rasenfläche noch einmal gießen.

Checkliste Rasen aerifizieren:

  1. Aerifizieren
  2. Ausgehobene Erde abräumen
  3. Sand, Dünger & Saatgut auf die Grasfläche aufbringen
  4. Sand in Löcher einarbeiten (Besen, Rasenwalze)
  5. Rasenfläche gießen

Welche Geräte zum Rasen aerifizieren?

Das Aerifizieren lässt sich recht einfach mit einem Aerator (oder auch Rasenlüfter) bewältigen. Hier gibt es unterschiedlichste Ausführungen. Maschinerie für Golfplätze kann hier schnell sehr teuer werden – wenn Sie eine größere Rasenfläche aerifizieren wollen, sollten Sie bestenfalls bei einem lokalen Werkzeugvermieter nachfragen. Privatanwender, die den Rasen in Ihrem Garten behandeln wollen, sollten vor dem Kauf besonders aufpassen, denn unter den Rasenlüftern gibt es unterschiedlichste Variationen, die teilweise gänzlich andere Aufgaben erfüllen. Zur Übersicht haben wir Ihnen eine Auflistung der gängigen Geräte erstellt:

Aerator mit hohlen Stacheln (Spoons)

Die effizienteste und beste Vorgehensweise ist das Arbeiten mit einem Aerator mit hohlen Stacheln. Die hohlen Stacheln werden auch „Spoons“ genannt. Durch die Spoons werden Kernstücke von Erde aus dem Boden gehoben und der Erdboden nicht unnötig komprimiert. Werkzeuge mit Spoons gibt es als Handwerkzeuge oder als größere Maschinen. Dabei sind die Maschinen zumeist recht teuer, für den privaten Einsatz gibt es derzeit noch wenig Auswahl. Handgeräte mit Spoons sind aber bereits für weit unter 50 Euro erhältlich.

Aerator mit massiven Stacheln

Eine nicht ganz so effiziente Variante des Aerators sind Rasenlüfter mit massiven Stacheln. Diese Verdrängen die Erde nur und sorgen so für zusätzliche Verdichtung der unberührten Bodenfläche. Eine insgesamt ineffizientere Variante, die aber im privaten Gebrauch durchaus ihren Zweck erfüllt.

Eine weitere Variante dieser Aeratoren sind Sandalen mit Stacheln in den Schuhsohlen, die den Rasen durch einen kleinen Spaziergang auf der Grünfläche belüften. Diese Werkzeuge haben zwar keine Hohlstacheln und sehen zugegebenermaßen etwas gewöhnungsbedürftig aus, sie sind aber im Handling äußerst einfach und kostengünstig zu erwerben.

Rasenlüfter mit Klingen

Für Garten-/Motorfräsen gibt es unzählige Aufsätze, unter anderem auch einen Aufsatz mit dünnen Klingen. Das Rasen aerifizieren fällt hier etwas komplizierter aus, da eine falsche Anwendung die Rasenfläche gleich erheblich beschädigen kann. Zudem wird durch die Klingen, genau wie bei den massiven Stacheln, die Erde nur verdrängt und nicht hinausbefördert. So wird die Erde noch weiter komprimiert. Für Besitzer einer Motorfräse können diese Geräte aber durchaus eine Alternative darstellen.

Kombinierte Vertikutierer und Rasenlüfter

Die meisten Vertikutierer werden mit einer zusätzlichen Rasenlüfter-Walze geliefert. Hier ist besondere Vorsicht beim Kauf gefragt, denn die meisten Vertikutierer arbeiten mit einem anderen Prinzip (siehe „Rasenlüfter ist nicht gleich Aerator“). Gute Geräte können die Arbeit aber erheblich erleichtern. Der Vorteil hier: Die Geräte sammeln den entstehenden Unrat auf und arbeiten ohne schweißtreibende Handarbeit.Dafür sind die Geräte aber auch deutlich teurer: Einen elektrischen Rasenlüfter gibt es erst ab 100 Euro aufwärts zu kaufen.

Rasenlüfter ist nicht gleich Aerator

Viele Hersteller verkaufen Rasenlüfter und Rasenlüfter-Walzen für Vertikutierer, die eigentlich eine ganz andere Vorgehensweise haben. Zumeist besitzen Vertikutierer eine Rasenlüfter-Walze, die mit kleinen Federn ausgestattet ist. Diese beseitigt aber nur abgestorbene Rückstände und Dreck von der Rasenfläche. Der Boden wird hier nicht aufgelockert. Die Geräte schaffen der Rasenfläche zwar auch „Luft“, sie sind aber wenig effektiv gegen Staunässe und bessern den Boden nicht nachhaltig auf wie Aeratoren. Ein Beispiel hierfür sind auch die als „Rasenlüfter“ angepriesenen Rechen, die Laub und Unrat von der Rasenfläche entfernen sollen.

Wann Rasen aerifizieren?

Meistgefragt bei jeder Gartenarbeit ist die „wann?“-Frage. Den Rasen aerifizieren sollten Sie bestenfalls während der Vegetationszeit, also von April bis Anfang Oktober. In dieser Zeit erholt sich der Rasen deutlich schneller von mechanischer Pflegemaßnahmen wie dem Aerifizieren oder Vertikutieren. Wichtig ist, dass kein Bodenfrost mehr zu erwarten ist und die Hitze nicht zu extrem ist. Optimal ist eine durchschnittliche Temperatur von über 10°C. Bei Bodenfrost können Sie ihre Rasenfläche nachhaltig beschädigen, da die Pflanzen deutlich anfälliger für diverse Krankheiten werden.

Greenkeeper aerifizieren das Grün rund drei bis fünf Mal im Jahr – die Abschlagplätze nur ein bis zwei Mal. Im privaten Bereich können Sie sich an diese Werte halten. Einmal im Frühling und einmal im Herbst sollte in den meisten Fällen genügen.

Im Frühling eignet sich besonders der Zeitraum von Ende April bis Ende Mai. Auch können Sie in der Hauptvegetationsperiode von Mai bis Juli aerifizieren.

In der Herbstsaison wird das Aerifizieren zwischen September und Oktober empfohlen. Die Vegetationszeit endet mit dem Laubfall – dann erholt sich der Rasen deutlich langsamer.

Je nach Wetterverhältnissen kann auch noch einmal im Juli oder August aerifiziert werden.


Quellen & weiterführende Links:

http://www.rasengesellschaft.de/content/rasenthema/2009/9.php
Ausführliche Informationen zum Aerifizieren – Deutsche Rasengesellschaft e.V.

http://www.gc-isarwinkel.de/files/gc_isarwinkel/redakteur/club/Greenkeeper/aerifizieren.pdf
Umfangreiches Informationsblatt zum Aerifizieren – vom Golfclub Isarwinkel e.V.